„Das Parfum“ von Patrick Süskind kreativ in Szene gesetzt – Teil 2
Mit welchem Körperteil ist unsere Vorstellung des Protagonisten Jean-Baptiste Grenouille unvermeidlich verbunden? – Genau, mit der Nase.
Mit diesem besonderen Organ und seiner Umsetzung im Roman hat sich ebenfalls eine Schülerin beschäftigt.
2. Kreative Seite von Zoe (Q2)
Meine kreative Seite stellt die außergewöhnliche Wahrnehmung der Welt durch die Nase von Jean-Baptiste Grenouille bildnerisch dar und fokussiert sich auf die zentrale Rolle seines Geruchssinns. Die Nase steht symbolisch im Mittelpunkt, da sie Grenouilles einziges Talent verkörpert und dadurch seine gesamte Existenz und Taten bestimmt. Die beiden Duftwolken, die in die Nasenlöchern strömen, sind bewusst kontrastreich gestaltet und spiegeln seine Entwicklung und seinen inneren Konflikte wider.
Die linke Duftwolke enthält Gerüche, die Grenouilles Vergangenheit und Kindheit prägen: Verwesung, Schmutz, Fischabfälle und Holz. Diese Darstellung verweist auf seine Geburt auf dem stinkenden Fischmarkt von Paris, die Vernachlässigung durch seine Mutter und seine einsame Kindheit, in der er stets von unangenehmen Gerüchen umgeben war. Im Roman wird Grenouilles Leben von seiner Geburt an prägend beschrieben: „Am allerstinkendsten Ort des gesamten Königreichs“ (S.7, Z.14f). Diese olfaktorische Welt von Tod und Armut beeinflusst Grenouilles Empfindungen und seinen Mangel an menschlicher Wärme. Somit spiegelt dieser Teil der Darstellung die Wirkung der Vergangenheit auf sein Wesen wider.
Die rechte Duftwolke hingegen zeigt die Düfte, die Grenouille befriedigen: zarte Mirabellen, weibliche Körper, frische Blumen und klare Quellen. Diese symbolisieren seine Sehnsucht nach Reinheit und Vollkommenheit, die er im Geruch unschuldiger Frauen findet. Ihre Düfte werden oft mit sanften metaphorischen Worten beschrieben, beispielsweise wird der Duft des ersten Opfers als „zart und klar wie das Wasser einer Quelle“ (S.54, Z.24f) geschildert. Für Grenouille sind diese Gerüche keine bloßen Sinneseindrücke, sondern die Essenz des Lebens und letztlich das Einzige, was für ihn wertvoll scheint.
Die Gegenüberstellung dieser beiden Duftwelten verdeutlicht die zentrale thematische Spannung im Roman, zwischen der gelebten Realität und Grenouilles Besessenheit.
Grenouille lebt in einer stinkenden, abstoßenden Realität, während er im Verlauf seines Lebens eine Obsession zur idealisierten, duftenden Welt entwickelt. Dieses innere Bedürfnis möchte er veräußerlichen und real werden lassen, wobei er ohne Rücksicht auf sein Umfeld vorgeht.
Im Mittelpunkt der Montage steht die Nase des Protagonisten, die die beiden Wahrnehmungsebenen verbindet. Zudem repräsentiert sie seine Überlegenheit, aber auch seine Entmenschlichung und steht als eigenständiges Bildmotiv, losgelöst vom Körper. Dies soll hervorheben, dass das Handeln allein vom Talent des Geruchssinns und der damit verbundenen Abhängigkeit ausgeht.
Außerdem wollte ich mit meiner kreativen Seite nicht nur Grenouilles Talent und seine Besessenheit darstellen, sondern auch die im Buch zugrunde liegende gesellschaftliche Kritik hervorheben. Süskind zeigt durch Grenouilles Handlungen eine extreme Form des Strebens nach Kontrolle und Perfektion, die letztlich in Gewalt mündet.
Die rechte Duftwolke mag auf den ersten Blick verführerisch wirken, doch sie ist untrennbar mit der linken verbunden. Denn Grenouilles streben nach Macht geht aus seiner Vergangenheit hervor, die in der linken Wolke dargestellt ist. Die damalige Ablehnung, die der Protagonist erfährt, ist hier durch die negativen Bildobjekte dargestellt. Aus dieser Ablehnung hervorgeht der Wunsch nach Kontrolle, die er durch den Besitz der besten Düfte erlangt. Die schönen Gerüche existieren nicht nur für Grenouille, er ist sogar bereit, für sie zu töten.
Demnach begehrt Grenouille nicht die Frauen selbst, sondern ihren Duft, sie werden folglich zu Objekten degradiert.
Der Inhalt des Buches kritisiert mit dieser Gegenüberstellung eine toxische Männlichkeit, in der Frauen auf ihre Sinnlichkeit und Reinheit reduziert und Männer durch ihre Fähigkeit zur Manipulation definiert werden.
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