„Das Parfum“ von Patrick Süskind kreativ in Szene gesetzt – Teil 3
Wie ist Grenouille eigentlich zu dem „Scheusal“ geworden, als das ihn einige wohl bezeichnen würden.
Mit dieser Frage hat sich ebenfalls eine Schülerin aus der Oberstufe auseinandergesetzt. Diese kreative Reihe bildet den Abschluss der kleinen Reihe zu „Das Parfum“ von Patrick Süskind.
3. Collage von Feli (Q2)
Für meine kreative Seite entschloss ich mich für eine Collage aus Bildern. Dazu notierte ich im Prozess einige Schlagwörter, die mir als wichtig erschienen. Die Bilder stellen zum einen ganz bestimmte Momente des Romans dar, die jedenfalls meiner Vorstellung entsprechen und zum anderen geben die Bilder im Zusammenspiel die Stimmung des Bucher wider. Beispielweise stimmt das Bild in der Mitte der unteren Reihe, welches einen kleinen Jungen – kauernd in einem kahlen Eimer – zeigt, mit Grenouilles Kindheit überein. Grenouille, der als Waisenkind viel umhergereicht wurde, keine Freunde hatte und von seinem ganzen sozialen Umfeld abgestoßen wurde, bekam zu spüren, dass er anders war – ein Außenseiter. Erst etwas später wurde dem Protagonisten klar, dass er sich seine besonderen Charaktereigenschaften und Fähigkeiten zu nutzen machen kann. Sein Arbeitswillen, sein Durchhaltevermögen und seine Unempfindlichkeit verhalfen ihm zu mehr Anerkennung und Wertschätzung auf der Arbeit.
Gleichzeitig gewann er so auch an Selbstvertrauen, was mit der Zeit immer mehr an Arroganz grenzt. Die Bilder am oberen linken Rand zeigen Regale und Tische mit Reagenzgläsern und Parfums, so habe ich mir besonders seine Zeit bei Baldini vorgestellt. Auch nach seiner Zeit als Kind und Jugendlicher hat Grenouille kein wirkliches soziales Umfeld. Wenn er durch die Paris läuft, will er niemals mit Fremden reden, niemals angesprochen werden und sowieso die Zeit umgeben von Menschen nur dafür nutzen, seine Sinne spielen zu lassen. Dies spiegeln das Bild rechts oben links und unten gut wider. Das Buch betont immer wieder, dass Grenouille anders ist, nicht normal, er ist der Außenseiter in seiner eigenen Geschichte. Er ist ganz klar ein Antiheld.
Im Gegensatz zu anderen Protagonisten entpuppt er sich als ein hasserfüllter, manipulierender Bösewicht, der besonders Menschen gegenüber eine große Abneigung hegt. Trotz der Jahre, die er allein in der Höhle verbracht hat, kehrt Grenouille wieder nach Paris zurück (rechts oben) In der Stadt der Liebe sucht er nach Jahren der Einsamkeit nach jenem Gefühl, welches ihm noch nie zuvor jemand vermittelte. Er kann allerdings keine Liebe empfinden und keine geben. Insofern ist seine Suche erfolglos und seine Passion an Düften überschattet alles. Es ist dabei ganz egal, wo sich Grenouille befindet – Die Düfte sind das, was ihn erfüllt und worauf er sich verlassen kann. Sie sind sein Fachgebiet und anders als Menschen kann er Düfte verstehen und mit ihnen arbeiten.
Er, der selbst nicht riecht, wählt für einen eigenen Geruch junge Frauen aus, die er tötet. Diese Taten unterstreichen die Zielstrebigkeit und Skrupellosigkeit des Protagonisten. Er geht wortwörtlich über Leichen, um zu bekommen, was er will.
Meine kreative Seite stellt neben verschiedene Stationen in seinem Leben auch dar, dass ihn, egal wobei, seine Sinne begleiten. Ganz besonders auch durch Süskinds Schreibstil. Durch seine präzisen, detaillierten Beschreibungen wird dem Leser der verschlossene, mysteriöse Charakter gut nähergebracht. So, dass einige seiner Handlungen sogar nachvollziehbar erscheinen und man sich an manchen Stellen des Buches auch fragt, wem die Schuld dieses Verhaltens zuzuschreiben ist. Auch zu Zeiten der Höhle, in der Grenouille Gottkomplexe entwickelte, oder als er seinen ersten Mord begeht, hatte ich auf eine Art Mitleid. Denn dadurch, dass man als Leser von Anfang an dabei ist, entwickelt sich eine gewisse Sympathie. Ich denke außerdem, dass der erste Mord an dem Mädchen mit den roten Locken einer der wichtigsten Momente der Geschichte war. Denn ab dieser Tat ist klar, dass er nicht mehr nur in der Rolle des Opfers ist. Und dieser Akt der Handlung zieht sich dann bis zum Ende hindurch.
Patrick Süskind schafft es in seinem Werk die finstere Geschichte eines Mörders zu erzählen, der grausam und unmenschlich erscheint, gleichzeitig aber nicht ausschließlich böse ist und für den man häufiger als wohl erwartet Verständnis aufbringt.
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