Draußen-Lernen: eine Anleitung für Schulen

Schüler:innen sollen befähigt werden, das zu erlernen, was sie – neben den Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen – benötigen, um zukünftig ihr Leben und die Welt lebenswert zu erhalten: Kreatives Denken, Eigenständigkeit und Verantwortung, Resilienz, Problemlösefähigkeit, den Willen zur Gestaltung und Partizipation sowie das Wissen, wie sie selbst gesund bleiben (Neißer, S., Pareigis, J., von Au, J. 2022).

Die ist ein Textauszug aus dem kostenfreien Community-Buch „Nachhaltige Bildung. Nachhaltige Schule“, speziell aus dem Kapitel „Vom Einführen einer Draußen-Klasse – Warum Draußen-Lernen ein Lernen für die Zukunft ist“.

Der Beitrag berichtet vom Draußen-Unterrichten und bietet das komplette Handwerkszeug für die konkrete Umsetzung in Schulen! Er kann als 4plus1-Projekttag eingerichtet werden.

Draußen-Lernen ist interdisziplinär

Nicht nur der Sachunterricht kann mit seinen interdisziplinären Denk-, Arbeits- und Handlungsweisen (DAH des SU) – ebenso wie auch die MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) – in vielerlei Hinsicht als Vorreiter von zukunftsfähigem Lernen verstanden werden. Draußen finden sich Bezüge und konkrete Verstehens- sowie Anwendungsgelegenheiten für alle Fächer. Durch den konkreten Umgang mit den Lerninhalten in der Welt beim Draußen-Lernen und den so entstehenden Fragen an die Welt, erleben wir direkt die soziale Begegnung mit der Umwelt – besser der Mitwelt, von der wir selbst ein Teil sind. Diese Mitwelt – die große “Lernumgebung” des Draußen-Lernens – hat keine Fächer und stellt komplexe Aufgaben. Die Vernetzung großer Themenbereiche und Fächerverbindung werden möglich. Dies kann als Weiterentwicklung eines klassischen Verständnisses von Lernen und Kompetenzen – von Fachwissen, Erkenntnisgewinn, Kommunikation und Bewertung – gesehen werden (vgl. Jäkel 2021, VII) und kann draußen besonders gut und besser als im Klassenraum umgesetzt werden.

Draußen-Lernen ist in großen Anteilen forschend. Um Kinder in ihrer Entwicklung zu stärken, ist es wichtig, draußen die gegebene Methodenvielfalt zu nutzen, vorgegebene Fragen und Erschließungswege zu ergänzen und den kindlichen Bedürfnissen entsprechend zu lehren und zu führen. Draußen und beim forschenden Lernen gibt es ein Universum voller Lern-FREI-Räume mit vielen Wahl- und Entwicklungsmöglichkeiten (vgl. Pareigis 2008, 21ff.). Dem Lernenden bietet sich im Handeln und Erfahren ein hohes Maß an Eigenaktivität und Selbststeuerung, eine gute Grundlage für Inklusion inklusive Begabungsförderung. Gerade körperbasierte Lernvorgänge draußen, resultierend in Verbindung von Emotion und Kognition, ermöglichen besonders komplexe, individuelle und somit wirksame Aneignungsvorgänge.


Draußen-Lernen fördert Potenziale, Begabungen und Qualitäten

Das Lernen im Freien, das Draußen-Lernen entspricht mit hohen Individualitäts- und Komplexitätsgraden verschiedenen Modellen zukunftsfähigen Lernens: den Systemkompetenzen und Gestaltungskompetenzen der Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) (vgl. de Haan, 2008; Jäkel 2021, VII), den vier Facetten des 4-K-Modell des Lernens im 21. Jahrhundert (vgl. Samuelis 2019), Life Skills (WHO 1993) sowie den Zukunfts-Fähig- und Fertigkeiten (Skills und Transformationskompetenzen; OECD 2020).

Draußen: Mehr Raum, mehr Bewegung, mehr Gesundheit und Wohlergehen. Das Draußen-Lernen wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus. Übergewicht, Haltungsschäden und viele weitere negative Auswirkungen, welche die Lebensweise heutiger Kinder mit sich bringt, sind Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen (Kinderschutzbund).

Das Bewegen an der frischen Luft ist hierfür kein Allheilmittel, vermag aber ein Gegengewicht zu setzen, indem die Lust am Draußensein geweckt wird. Neben den, bestenfalls langfristigen, positiven Auswirkungen auf die Gesundheit durch vermehrtes Bewegen im Freien im späteren Lebensverlauf betonen Studien einen positiven Einfluss auf die mentale Gesundheit und die Konzentration (Becker et al).

In Leben mit allen Sinnen lernen

Auch wenn Kinder aufgrund vielfältiger veränderter Lebensumstände vielleicht seltener in der Natur sind, fühlen sie sich dort wohl. Sie entwickeln eine Beziehung zu den Bäumen, anderen Pflanzen und den gelegentlich sichtbaren tierischen Bewohnern. Anders als im Klassenzimmer ist Draußen der Ort, an dem wir die Natur ganzheitlich mit allen Sinnen erleben. Wir riechen die frische Luft, nehmen den Geruch des Bodens war, hören das Rauschen der Blätter und die Rufe der Tiere, schmecken die Früchte und Gräser, spüren die Jahreszeiten im Gesicht und die Insekten auf unserer Haut, sehen das Sonnenlicht, wenn es sich den Weg durch Äste und Nebel bahnt, oder freuen uns, wenn unverhofft ein Reh auf dem Weg steht.

Da Lernen über Emotionen einfacher und nachhaltiger gelingt, ist der Wald die logische Verknüpfung für die Kinder zwischen ihrer erfahrbaren lokalen Erlebniswelt und der abstrakten globalen Aufgabe, die uns als Menschen bevorsteht. Dies gelingt jedoch nicht nur im Wald, sondern generell draußen, in der Natur. So kann draußen Unterricht auf Wiesen, an Flussufern oder auch in Parks oder in Gärten stattfinden. Sollte eine Schule daher nicht in Waldnähe liegen, ist dies kein Grund, nicht dennoch außerhalb des Klassenzimmers zu unterrichten. Für die Zukunft lernen

Draußen können die Kinder gut lernen, was unser Naherholungsgebiet auch mit den entlegensten Winkeln der Erde zu tun hat und wie unser Verhalten hier sich auf Menschen überall auf der Welt auswirkt. Im besten Fall wird systemisch gelernt, d. h. es werden Verknüpfungen zwischen ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekten erlebt und Auswirkungen der eigenen Handlungen für die Zukunft und für andere Räume erkannt.

Unter Konzepten wie „Globales Lernen“, „Bildung für Nachhaltigkeit“ (BNE) und anderen Begriffen hat die Verbindung von lokalem Erlebnisraum und seiner globalen Verknüpfung teils schon seinen Weg in die Schulen gefunden. Grundlegend hierbei sind die Ziele, das Leben für alle Menschen auf der Erde lebenswerter zu gestalten und unsere Zukunft durch den Schutz unserer Lebensgrundlage zu sichern.

Im kostenfreien Community-Buch (Link > hier ansehen) von Seite 347 („Organisation“, beginnend bei Tagesablauf) bis Seite 376 („Dokumente zum Download“) finden Lehrkräfte alle Infos und Materialien, um selbst eine Draußen-Schule ins Leben zu rufen“

Unterstützung dabei liefert in Schleswig-Holstein ggf. Johanna Pareigis, siehe: https://johannapareigis.de/


Quellen:

 

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